Uhr des Monats
Im monatlichen Wechsel möchten wir Ihnen auch im Jahr 2023 unterschiedliche Bifora-Uhren aus den privaten Sammlungen unserer Vereinsmitglieder vorstellen.
September
Wir stellen ihnen nun einmal die Uhren des Monats dar.
In den Letzten Monaten haben wir uns die Entwicklung der automatisch aufziehenden Armbanduhr aus dem Hause BIFORA betrachtet und es ist an der Zeit vor dem nächsten und wichtigsten Entwicklungsschritt des automatischen Aufzuges einmal Revue passieren zu lassen was andere Mitbewerber an Armbanduhren mit Automatischen Aufzug auf den Markt gebracht haben. Im Zentrum meiner Betrachtung stehen Armbanduhren für den Otto-Normalverbraucher. v.l.n.r.
- Mein Vater z.B. entschied sich 1957 für eine Laco Automatic mit einem Caliber 590 von DUROWE und Edelstahlgehäuse.
- Die Pforzheimer Uhrenwerke PUW kreierten das Caliber P54 in Chronometerqualität, wobei der Automatische Aufzug bis zur Einstellung der Produktion ständig weiterentwickelt wurde, aber in seiner Grundkonstruktion belassen wurde.
- Bei Eppo (Otero Caliber 48) entschied man sich für einen Excenter für den automatischen Antrieb. Effekt: sehr wenig Bauteile.
- Die Fa. Kienzle lancierte ca 1956 die Volksautomatic für nur 65 DM. Das Stiftankerwerk wurde revolutioniert. Die Stahlstifte wurden durch Saphirstangen ersetzt!
- AHO/Constanta mit vernieteten Automaticantrieb, bei einem Defekt wurde der automatische Aufzug einfach ersetzt und nicht repariert.
- BWC mit Caliber Felsa 690 Bidynator. Dieses Caliber wurde bereits 1948 lanciert und setzte Maßstäbe bis zum Vollkalender. Bidynator heißt Aufzug in beide Richtungen.
- ENICAR mit Caliber ETA 1258 aus den frühen 50er mit den federlosen Klinkenrädern. Dieses System hat sich durchgesetzt.
Das ist nur ein kleiner Auszug der Uhrenmanufakturen. Ich möchte hier nur die deutschen Hersteller listen, welche ein eigenes Automaticwerk entwickelt haben: BIFORA, DUROWE, PUW, Junghans, Kienzle, HPP(Henzi&Pfaff), HB (Hermann Becker), Badenia, AHO (August Hohl), OSCO, OTERO(Eppo), Kasper, Kaiser, Bernhard Förster und in der DDR die GUB (Vertrieb durch Versandhaus Quelle als Meisteranker). Einige Werke wurden erst in den 60er Jahren lanciert. Es war die goldene Ära der mechanischen Uhr.
August
Bifora Uhren in den Fünfzigerjahren
Wir schwelgen zur Zeit bei den Betrachtungen der Uhr des Monats in den Fünfzigerjahren. Der Krieg war nun 10 Jahre vorbei das Wirtschaftswunder nahm Fahrt auf. Die Gesellschaft motorisierte sich, man war in der Lage nach Italien in den Urlaub zu fahren. Dieses Flair versuche ich ein wenig auf unsere Uhr des Monats in den Bildern zu übertragen. Die Gehäuse- und Zifferblattdurchmesser wurden langsam größer. Wir sehen die BIFORA Automatic mit Kalender im vergoldeten Gehäuse. Bis ca 1958 war das Caliber 104/112 aktuell. Der Kalender war für die Rückreise nützlich, wenn man in Bella Italia die Zeit vergessen hatte. Egal ob im Käfer, Goggo oder NSU-Prinz (alle zwischen 15 und 30PS) die BIFORA Automatic zeigte zur Alpenüberquerung exakt die Zeit an. Damals war das noch auf Schotterstraßen ein kleines Abenteuer. Ein Hoch auf unsere Eltern/Großeltern die diese Fahrten mit zwei oder drei Kindern und überladen, gewagt haben.
Juni
Uhrenvergleich im Juni
Wir betrachten uns im Juni die BIFORA Automatic mit Caliber 104/112.
Wir sehen zwei Automatic-Uhren mit dem BIFORA-Caliber 104/112 mit und ohne Kalender. Einmal von BIFORA original
(ohne Kalender) und einmal von der Firma Zentra mit Kalender. Das verchromte Gehäuse, die zweiteilige
Bodenverschraubung und das Glas sind identisch. Die Zentra-Uhr hat den verspielten 50er-Jahre Schriftzug in
Schreibschrift auf dem Zifferblatt. Die BIFORA nimmt schon das Design der 60er in der Zifferblatt Gestaltung
vorweg, ansonsten ähneln sich beide Uhren doch sehr und zeigen dem Betrachter wir sind aus einem Haus. Das
Zweifarben-Zifferblatt der frühen 50er Jahre kommt langsam aus der Mode. Für den automatischen Aufzug sorgt das
Modul SA 112 und ist baugleich mit dem letzten Monat vorgestellten Caliber 103/112 und sorgt für Vereinfachung der
Bauteile. Der mechanische Gleichrichter ist als Wippenwechsler ausgeführt. Mit 3 Schrauben wird der SA 112 auf das
Grundwerk der Caliber 103 und 104 montiert, als Stoßsicherung kommt die Bifora eigene Bi-Shock zum Einsatz, um gute
Aufzugswerte zu erhalten ist der Rotor Rubingelagert. Bei 470DM Brutto durch-schnittlichem Monatseinkommen im
Jahr 1956 kostete eine BIFORA-Automatic 103DM. Die BIFORA-Automatic habe ich als Lagerware bei Uhren-Kölle in Ulm
erstanden und dürfte sogar noch das Original-Lederarmband haben.
Mai
Die Weiterentwicklung der Automatikwerke
Die Entwicklung der Automaticwerke geht Mitte der Fünfziger-Jahre in großen Schritten weiter. Wir betrachten uns im Monat Mai das BIFORA-Caliber 103/112. Dieses Caliber wurde ab ca 1954 gefertigt. Dies war uhrentechnisch gesehen eine interessante Zeit. Die Firmen der Uhrenindustrie in Europa legten sich ins Zeug den automatischen Aufzug zu vervollkommnen und in kurzen Zeitabständen sind immer neuere Entwicklungen an Automaticcaliber auf den Markt gekommen. In Deutschland konkurrierten mit BIFORA viele Firmen unter anderen Junghans, Kienzle, PUW, DUROWE, Bernhard Förster, Otero, Osco, Hermann Becker, Kasper, Kaiser usw. Es herrschte Vielfalt und Erfindergeist. Auch damals gab es den Wusch nach schlanker Produktion und so wurde bei BIFORA der automatische Aufzug 112 entwickelt, welcher auf die Handaufzugcaliber 103 und 104 mit geringen Änderungen aufgesetzt werden konnte. Modularer Aufbau. Das Automaticmodul arbeitet mit einem Wippenwechsler und Sperrklinke. Der Rotor zieht nach beiden Seiten auf und ist Rubingelagert. Die Zahl der Rubine stieg auf 26 und der Durchmesser wurde von 13 auf 11 ½ Linien reduziert. Die Super-Shock Stoßsicherung wurde beibehalten. Sie Schlagzahl von 18000 Amplituden pro Stunde bleibt für die nächsten 15 Jahre Standard. Typisch für die Zeit ist auch der zweiteilige Boden mit Deckel und Gewindering. Von 1951 bis 1954 hat BIFORA folgende Automatic-Caliber auf den Markt gebracht: B 103 SA – B 103 SA(neu)- B 111 SA – B 103/112 – B104/112. Von Langeweile kann hier keine Rede sein.
April
Die Weiterentwicklung der Automatikwerke
Im April geht es weiter mit dem BIFORA-Caliber 111 und wir betrachten die Weiterentwicklung der Automatikwerke.
Der Kunde konnte ab dem Jahr 1953 bei BIFORA zwischen zwei Automatic-Modellen wählen a. mit zentraler Sekunde oder
b. mit kleiner Sekunde. Wir sind sehen zwei BIFORA-Automatikuhren mit Caliber 111 und Zentralsekunde. Das Design
zeigt den Übergang der frühen 50er- zu den späten 50er Jahren. Das in meinen Augen hässliche braune Nylonband
wurde als Zeitzeuge an der vergoldeten BIFORA belassen. Das BIFORA-Caliber 111 ist ein von 10 ½ auf 11 ½ Linien
vergrößertes Handaufzug-Caliber 104. Damit der Rotor vernünftig dreht, wird noch ein Distanzring dazwischen
geschraubt, jetzt sind wir wie bei den Caliber 103 SA, bei 13 Linien (29mm) im Durchmesser. Der automatische
Aufzug von Caliber 111 ist baugleich mit dem Caliber 103 SA neu mit Wippenwechsler. Der Vorteil am 111er ist die
Zentralsekunde mit einem großen Sekundenzeiger aus der Mitte. Die zentrale Sekunde liegt direkt im Kraftfluss
(SCD = Seconde au centre directe)*, es kommt erstmalig bei einem BIFORA-Automatikwerk die BIFORA eigene
Bischock-Stoßsicherung zum Einsatz. Der Handaufzug ist vom Getriebe des Automatikaufzug entkoppelt. Das Caliber 111
ist massiv ausgeführt, beide gezeigte Uhren sind revidiert, sie benötigten nur eine Reinigung und frisches Öl,
dank siebzig Jahre alter massiver Mechanik. Im Rückendeckel finden wir noch die Seriennummer eingeschlagen.
*Die Uhrmachersprache ist Französisch. Auf dem Zifferblatt steht bei einer Uhr mit automatischen Aufzug immer
AUTOMATIC.
März
Evolutionsstufe einer BIFORA-Armbanduhr
Im März bringen wir eine BIFORA mit Automatic Caliber 111 zur Ansicht.
Zwei Jahre nach Erscheinen der ersten deutschen Automatic-Armbanduhr mit kleiner Sekunde kommt im Jahr 1953 die
nächste Evolutionsstufe einer BIFORA-Armbanduhr, mit Zentralsekunde. Der Sekundenzeiger ist in der Mitte. Das Design
der Uhr ist zweifarbig schwarz-creme typisch Fünfziger Jahre. Das B im Kreis ist verschwunden und der Firmenname ist
ausgeschrieben, während am Gehäuse optisch kaum etwas verändert wurde. Man beachte das spezielle A im Namenszug BIFORA.
Die Buchstaben I, R und A sind aus dem Rockwell-Zeichensatz. Das Zifferblatt hat keine Nummern nur erhaben aufgesetzte
Indices und eine leichte Patina. Das Lederarmband habe ich nicht ersetzt, da es typisch für die Zeit ist mit der
schrägen Schlaufe und der kurzen Dornschließe, es ist ein einfaches Lederarmband und auf der Hinterseite mit
Metalllaschen zusammen gedrückt. Die Federstege konnten beim Bandwechsel an der Uhr verbleiben. PU-Schaum, welcher das
Armband aufbläst, gab es noch nicht. Die Uhr ist nicht überholt (läuft aber) und das Gehäuse hat an der Verschraubung
leichte Abnutzungsspuren. Auf die Eigenschaften des damals neuen Uhrwerks gehen wir nächsten Monat ein.
Februar
Vergoldetes Schmuckstück
Für die Uhr im Monat Februar möchte ich euch eine weitere Automatic vorstellen, wieder mit Bifora-Caliber 103 SA, aber diesmal typisch im vergoldeten Gehäuse. Betrachten wir nun das Werkdesign etwas näher. Die kleine Sekunde war damals ganz normal, vorgegeben durch das Gehwerk in einer Uhr: Federhaus > Großbodenrad (Minutenrad) > Kleinbodenrad > Sekundenrad > Ankerrad > Anker > Unruhe. Hat man die richtige Übersetzung gewählt, dann dreht sich das Sekundenrad einmal in der Minute um die eigene Achse. So war schon Opas Taschenuhr aufgebaut. Die Zentralsekunde kam erst später. Im Bild Gehwerk ist der Aufbau gut zu sehen der Anker und die Unruh sind ausgebaut. Damit sich der Rotor für den automatischen Aufzug über dem Werk drehen kann, wurde die Werkplatine des Handaufzugcaliber 103 von 10 ½ Linien auf 13 Linien (1 Linie = 2,26mm) im Durchmesser vergrößert. Um die Untersetzung und den mechanischen Gleichrichter für den automatischen Aufzug aufzunehmen, musste das Handaufzugcaliber 103 auch noch in der Bauhöhe zulegen. Fertig war die erste deutsche Automatic. Die nicht brechende Zugfeder aus Nivaflex gab es beim Erscheinen des Calibers B 103 SA noch nicht. Im Laufe der Jahre wurde der mechanische Gleichrichter von Hebelwechsler zu Wippenwechsler geändert. Dies habe ich mit zwei Bildern dargestellt. Die von mir revisionierten Uhren mit dem B 103 SA zeigen auch nach 70 Jahren eine gute Aufzugsleistung. Ein weiteres Highlight ist die Super Shock Resist Stoßsicherung, welche die Unruhwelle horizontal wie vertikal vor Stößen schützt. Die gezeigte Uhr mit blauem Armband ist aus der ersten Serie mit Hebelwechsler und ist ca 70 Jahre alt. Das Gehäuse zeigt den Abrieb der Vergoldung und das Zifferblatt hat leichte Patina. Diese Uhr hat seinen Träger wohl ein paar schöne Jahre begleitet und bleibt in diesem optischen Zustand. Die mechanische Funktion ist einwandfrei.
Januar
Zwei Welten | Wenn Design auf Technik trifft
Ein neues Jahr hat begonnen und wir wollen uns mit der Uhr des Monats Januar 2023 neuen Themen widmen. In der Zeit des Aufbaus nach dem Krieg, war man primär bestrebt die Grundbedürfnisse der Menschen zu erfüllen und erst später dachte man an Mode oder Trends. Wir Menschen brauchen aber immer etwas das unsere Sinne anspricht, etwas das wir schön finden. Hier prallen oft zwei Welten aufeinander, auf der einen Seite der Techniker dem die Funktion wichtiger ist als das Aussehen und auf der anderen Seite der Künstler oder Designer der sich nicht der Technik unterordnet und etwas schönes fürs Auge haben möchte. Die Uhrenindustrie wird von diesen beiden Polen ständig hin und her gerissen und dann ist da noch der Kunde, welcher manchmal durch sein Kaufverhalten selber Trends setzt, aber meist der Mode hinterher läuft. Die Uhr des Monats Januar ist für ihre Entstehungszeit ca 1953 eine der modernsten Uhren mit automatischen Aufzug. Es ist kein Bumper, sondern der Rotor dreht endlos frei um 360° und zieht in beiden Drehrichtungen die Feder auf. In dem verchromten Gehäuse tickt das Caliber BIFORA 103 SA (Selbst Aufzug) mit kleiner Sekunde, SUPER SHOCK RESISTENT, 22 Jewels und WATERPROOF so steht es in Englisch auf dem Zifferblatt. Das Zifferblatt in zwei Farben, wie in den Fünfzigern üblich. Zeiger, Indices und Ziffern ebenfalls in Metalloptik. Das Gehäuse ist verchromt. Der optische Auftritt macht heute noch einen modernen Eindruck und weist schon in das nächste Jahrzehnt. Das ‘B‘ im Kreis ist etwas verschnörkelt und das gewölbte Gehäuse ist noch nach alter Väter Sitte im Stil der Fünfziger. Wir werden dieses Jahr die Designentwicklung mit unseren Uhren des Monats weiter beleuchten.